Visitation 2010
Eine ganze Woche lang ist der Evangelische Kirchenkreis Siegen vom 24. bis 31. Oktober 2010 zu Gast in der Evangelischen Kirchengemeinde Olpe. Sie ist die flächenmäßig mit Abstand größte Kirchengemeinde im Kirchenkreis Siegen und umfasst mit 225 qkm etwa ein Viertel seines Gebietes. Die mittlerweile 8.500 evangelischen Gemeindeglieder machen 16% der Bevölkerung aus und sind damit gegenüber den römisch-katholischen Gemeindegliedern deutlich in der Minderheit. Es entstanden neue Baugebiete, die die Gemeinde in den vergangenen Jahrzehnten wachsen ließen und Wenden-Hünsborn, ehemals zur Kirchengemeinde Oberholzklau zählend, gehört seit dem Jahr 2000 ebenfalls zur Kirchengemeinde Olpe. Mit über 100 Ortsteilen, die Olpe, Drolshagen und Wenden ausmachen, ist die Kirchengemeinde stark zerklüftet. Die Wege sind weit zu den vier Gottesdienststätten der evangelischen Kirchengemeinde.
Mit Gottesdiensten in Olpe, Wenden und Drolshagen begann die Visitationswoche des Kirchenkreises. In der Ev. Kirche in Olpe erläutere Pfarrer Volker Bäumer, Mitglied des Kreissynodalvorstandes, den Zweck der Visitation des Kirchenkreises. „Nach der Kirchenordnung“, so Bäumer, „hat die Visitation den Auftrag, die Gemeinden im Glauben und in der Liebe zu stärken und die Gemeinschaft der Kirchengemeinden untereinander zu fördern und zu festigen. Es ist ein Besuchsdienst zu gegenseitiger Hilfe und ein geschwisterlicher Austausch.“
Für die Visitationswoche hat Synodalvikar Pfarrer Dr. Detlef Metz ein umfangreiches Programm zusammengestellt. In über 40 Besuchsterminen und Veranstaltungen lernt das Visitationsteam die Kirchengemeinde kernen. Die Vertreter des Kirchenkreises erhalten einen gründlichen Einblick. Besucht werden der einzige evangelische Kindergarten in Olpe, die Jugendarbeit, die Konfirmandenarbeit, die ehrenamtlich Mitarbeitenden, die Chöre, das Warenkorb-Team und es gibt auch ein Gespräch mit den katholischen Hauptamtlichen und einen Empfang des Kirchenkreises mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Kirche.
Alt ist die evangelische Kirche Olpe noch nicht. Am 27. Oktober 1844 wurde sie im ehemaligen Tanzsaal im Haus des katholischen Bürgers und Gastwirts Johann Eisenbach in der Frankfurter Straße 9 gegründet. Eine Bronzetafel an dem Haus erinnert heute an das denkwürdige Ereignis. Es ist die einzige Kirchengemeinde mit lutherischem Bekenntnisstand im ansonsten reformiert geprägten Kirchenkreis. In der Kirchengemeinde Olpe wird Luthers Katechismus gebraucht und nicht, wie im Siegerland üblich, der Heidelberger Katechismus. Alle drei Bezirke sind von der Diasporasituation geprägt. Die Erweckungsbewegungen aus dem Bergischen Land, dem märkischen Sauerland oder dem Siegerland haben das „kurkölsche“ Sauerland nicht berührt.
Mit einem Reisebus machte sich die Visitationsgruppe samt dem Presbyterium fast drei Stunden lang auf den Weg und erhielt einen Eindruck von der flächenmäßigen Größe, der industriellen Infrastruktur und der landschaftlichen Schönheit der evangelischen Kirchengemeinde im „Land der tausend Berge“. Die Kirchengemeinde wird durch die A 45 in der Länge und die A 4 in der Breite durchschnitten. Die Wege zu den Predigtstätten in der Kirchengemeinde sind weit. Keiner der Pfarrer wohnt neben dem Gemeindehaus. Die Gruppen leben eigenständig, haben ihre Schlüssel. Besichtigt wurden auf der Rundreise die evangelischen Predigtstätten. Halt gemacht wurde auch an der Kirche Rothemühle, die seit 2008 nicht mehr von der Kirchengemeinde unterhalten wird, sondern vom Kapellenbauverein. Hier unterhält die Kirchengemeinde einen evangelischen Friedhof, der an den katholischen Friedhof angrenzt. In den vergangenen Jahren wurde der Friedhof neu gestaltet und ist nun, so Presbyteriumsmitglied Doris Thieme, in einem guten Zustand.
Das Verhältnis zu den katholischen Hauptamtlichen wird besonders im Bezirk Olpe kontinuierlich gepflegt. Drei Mal jährlich gibt es eine ökumenische Dienstbesprechung mit den Pfarrern und Gemeindereferenten. Regelmäßig wird im Januar eine Ökumenische Woche mit Begegnungsabend, Bibelabend und ökumenischen Gottesdiensten veranstaltet. Gemeinsam werden die „Nacht der Lichter“ mit Taizé-Gesängen, der ökumenische Kreuzweg der Jugend und seit 2008 eine ökumenische Bibelwoche angeboten.
kp