Wenn diese Steine reden könnten
Wenn diese Steine reden könnten ...
Rückblick der Kirchmeisterin Doris Thieme
auf 125 Jahre Ev. Kirche Olpe
im Jubiläums-Gottesdienst am 22. Oktober 2023
Wie läßt man eine Kirche zu Wort kommen, die 125 Jahre alt wird? Vielleicht so:
Wenn diese Steine reden könnten, so würden sie von einem agilen Pfarrer Albert Otten berichten, dessen unermüdlichem Einsatz es zu verdanken war, dass allen Widerständen zum Trotz im Garten des Pfarrhauses im Juli 1897 der Grundstein für diese Kirche gelegt werden konnte, nach Plänen der Kirche in Hennef. Nach nur gut einjähriger Bauzeit wurde dann am 18. Oktober 1898 die Einweihung dieser Kirche gefeiert, der ältesten Pfarrkirche im katholischen Olpe, und das an einer exponierten Stelle und damit nicht mehr zu übersehen.
Interessant ist, so erzählen die Steine, dass die evang. Kirche ein „Kind Olpes“ ist, denn das Material für den Bau stammt aus dem Olper Land: Die Grauwackenbruchsteine des Sockels aus den Stachelauer Brüchen, auch die Ringofenziegel mit den den roten markanten Verblendsteinen stammen aus einer Olper Firma.
Wenn Steine reden könnten, so würden sie von Pfarrer Paul Koch berichten, der der Gemeinde von 1912 -1946 diente, sie durch zwei Weltkriege begleitete, und sich und die Gemeinde zur regimekritischen „Bekennenden Kirche“ führte und keine nationalsozialistische Predigt in der Kirche hören ließ.
Wenn Steine reden könnten, würden sie von einer wachsenden Gemeinde nach Kriegsende berichten, als Flüchtlinge nach Olpe kamen und neues Leben brachten. Allerdings in den sechziger und siebziger Jahren die Teilnahme an den Gottesdiensten in keiner Relation dazu stand. Die Größe der Kirche reichte immer noch aus.
Wenn Steine erzählen könnten, so würden sie von den Veränderungen des Innenraumes erzählen, von der zu Beginn relativ dunklen farblichen Gestaltung, die den jeweiligen Zeitgeist widerspiegelte bis zur 1991 erfolgten Innenrenovierung mit der jetzigen Farbgebung, Und des vorsichtigen Versuches, die Modernismen der 60iger Jahre zu korrigieren hin zu dem Innenraum , den wir heute vorfinden.
Wenn Steine reden könnten, würden sie erzählen, dass ihre Steine und die Verfugung in den 125 Jahren immer wieder kostspielig saniert werden mußten von auswärtigen Fachfirmen. Seit 1988 steht die Kirche unter Denkmalschutz und unterliegt seitdem der strengen Aufsicht nicht nur des Landeskirchenamtes, sondern auch des Denkmalschutzamtes, beide Ämter machen Auflagen, geben aber natürlich keine Gelder!
Wenn Steine erzählen könnten, so würden wir 2012 ein Stöhnen gehört haben, denn es wurden Risse in der Kirche sichtbar. Eine aufwendige und kostenintensive Fundamentsanierung mußte durchgeführt werden. Es stellte sich heraus, dass der in den alten Bauunterlagen als „im allgemeinen als tragfähiger Grauwackenfels mit immerhin auf vorhandene Klüften“ hinweisende Untergrund nicht so vorhanden war, sondern eher einer Schutthalde glich. Es war ein Wunder, dass die Kirche so lange gestanden hat. Und heute noch, so erzählen es die Steine, geht der Blick des jeweiligen Kirchmeisters an die Decke der Kirche, um nach etwaigen Rissen zu suchen. Wenn Steine erzählen könnten, so würden sie die Stimmen hören, die für die großzügige Unterstützung zur Sanierung aus der gesamten Olper Bevölkerung Dank sagten.
Wenn Steine erzählen könnten, so würden sie davon erzählen, dass in den 125 Jahren nur zwei Organisten die Orgel traktierten, nämlich des Lehrers Hugo Veith und nach dessen Tod Paul-Gerhard Bergerhoff. Nachfolger wurde Eckhart Oltmanns. Ganz im Gegensatz, so erzählen die Steine, von den 22 Pfarrern und einer Pfarrerin, die in der Gemeinde in den 125 Jahren ihren Dienst taten und die Gemeinde prägten.
Wenn Steine erzählen könnten, so würden sie von sich verändernden Gottesdienstformen erzählen, die eine Flexibilität in der Raumgestaltung benötigt, die durch die Bestuhlung möglich geworden ist, von einem Kirchenkaffee nach den Gottesdiensten, das zu Gesprächen einlädt, um sich besser kennenzulernen.
Wenn Steine reden könnten, so würden sie uns sagen, dass sie sich mit der Gemeinde auf die nächsten Jahre freuen, auf das nächste Jubiläum!